Reisen für den Wisskomm-Horizont ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
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WissenAmFreitag #78 – 06/10/2023
 
Hallo, 
 
willkommen zurück bei #WissenAmFreitag. Während unser Newsletter die vergangenen drei Monate eine Pause eingelegt hat, haben wir die Zeit genutzt, einige neue Projekte voranzutreiben: Künftig möchten wir Wikipedia stärker für Wissenschaftskommunikation nutzen, sind seit einigen Wochen mit einer eigenen Mastodon-Instanz im Fediverse präsent, arbeiten an einem Kommunikationsschwerpunkt zu Klima, Biodiversität und Nachhaltigkeit und wollen den Onlinebereich für die Studienbewerbung stärker ausbauen.  
 
Um diese Projekte erfolgreich umzusetzen, haben wir diesen Sommer auch einige Gelegenheiten genutzt, uns mit Kolleg:innen aus Kommunikationsteams anderer Universitäten aus Europa sowie Expert:innen aus den Bereichen Wissenschafts- und Hochschulkommunikation auszutauschen und aktuelle Herausforderungen unserer Arbeit zu diskutieren. Melanie Bartos war im Juli Teil des Siggener Kreises und im September bei der Jahrestagung des Bundesverbandes Hochschulkommunikation. Lisa Marchl war im August bei der EUPRIO Konferenz in Wien. Von uns beiden bekommen Sie in dieser Woche einen Einblick in die Themen, mit denen wir uns bei diesen Treffen auseinandergesetzt haben und die uns im Kommunikationsteam der Universität Innsbruck auch darüber hinaus in unserer täglichen Arbeit beschäftigen.
 
Juli: Siggener Kreis, Oldenburg 
 
Eine Woche „Zeit für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation“ durfte ich mir Ende Juli weit oben im Norden Deutschlands nehmen. Der „Siggener Kreis“ trifft sich seit 2013 jährlich für mehrere Tage im Gut Siggen bei Oldenburg in Holstein, organisiert werden die „Siggener Denktage“ vom Bundesverband Hochschulkommunikation gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog, die Alfred Töpfer Stiftung und der ZEIT Verlag fördern dieses besondere Treffen.  
 
Besonders ist nicht nur das dortige sehr schöne Ambiente mit unglaublich freundlichen Gastgeber:innen, sondern vor allem die Gestaltung des überinstitutionellen Arbeitskreises. Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus verschiedenen Bereichen der (institutionellen) Wissenschafts-PR, Wissenschaft und des Wissenschaftsjournalismus und nehmen sich ohne Mandat der eigenen Institution fünf Tage Zeit, um intensiv – von früh bis spät – zum Jahresthema (durchaus auch kontrovers) zu diskutieren, debattieren und nachzudenken. Diese Überlegungen werden am Ende zusammengefasst und als „Siggener Impulse“ veröffentlicht. Der Schwerpunkt dieses Jahr lautete „Das Verhältnis von Wissenschaft und Medien“ und drehte sich – kurz gefasst – um die Frage, wie sich dieses Verhältnis durch die massiven Umwälzungen in der Medienlandschaft der letzten Jahre verändert hat. 
 
Zur Teilnahme ist eine Bewerbung in Form eines Impulspapiers nötig, mein Beitrag drehte sich dabei um Potenziale offener Strukturen wie Creative Commons mit Wikipedia oder nicht-kommerzieller Social-Media-Infrastruktur. Dominante Themen vor Ort waren zum Beispiel das Rollenverständnis der Akteur:innen im Medienbereich oder der Umgang mit Aktivismus. Ebenfalls Thema in diesem Jahr war die Überarbeitung der „Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR“ – jene Leitlinien, die auch viele zentrale Grundpfeiler unseres Zugangs zu Wissenschaftskommunikation hier im Team beinhalten und auf die wir immer wieder referieren. Sie entstanden 2016 im Rahmen eines Siggener Treffens, bei dem ich auch bereits Teilnehmerin sein durfte und wurden nun überarbeitet. 
 
Für mich war der Siggener Kreis wieder eine unglaublich bereichernde und inspirierende Erfahrung, die meinen Kopf im positiven Sinne immer noch rattern lässt.  
Ich freu mich schon darauf, Ihnen an dieser Stelle mehr darüber zu erzählen, sobald die beiden Papiere veröffentlicht wurden.
 
August: EUPRIO Konferenz, Wien 
 
Einmal jährlich treffen sich die Kommunikationsverantwortlichen europäischer Hochschulen zur EUPRIO Konferenz – jedes Jahr in einer anderen Universitätsstadt. In diesem Jahr waren mehr als 300 Teilnehmer:innen an der Technischen Universität Wien zu Gast. Unter dem Titel „The Challenges ahead for Communication in Higher Education“ konnte ich bei der dreitätigen Konferenz Vorträge und Workshops besuchen, in denen gesellschaftliche Herausforderungen wie zum Beispiel die Klima- und Energiekrise sowie aktuelle technologische Entwicklungen von künstlicher Intelligenz bis hin zur digitalen Transformation und dem Metaverse vor dem Hintergrund der Wissenschafts- und Hochschulkommunikation diskutiert wurden.  
 
Sehr präsent war dabei auch das Thema der Wissenschaftsskepsis und wie Universitäten dieser entgegnen können. Besonders die Keynote von Christian Pieter Hoffmann, Professor an der Universität Leipzig, hat für Diskussionen unter uns Teilnehmer:innen gesorgt. In seinem Vortrag hat er dargelegt, dass der Vertrauensverlust in (wissenschaftliche) Institutionen tendenziell überschätzt wird und dass ein Misstrauen gegen Institutionen häufig mit einer wahrgenommenen Politisierung und Parteilichkeit dieser einhergeht.  
 
In meiner Rolle als Hochschulkommunikatorin hat auch mich das zum Nachdenken bewegt. Denn auch wir als Universität Innsbruck haben uns in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen positioniert. Wo liegt hier der „sweet spot“ zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und der Gefahr, durch eine Politisierung als weniger vertrauensvoll wahrgenommen zu werden? Und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Soziale Medien, die ja häufig auch für Missinformation und eine Polarisierung der Gesellschaft verantwortlich gemacht werden. In der Keynote wurden dazu gleich mehrere aktuelle Studien (z.B. Science Advances, 2023; Nature Communications, 2023; Social Media + Society, 2023) genannt, welche den Einfluss Sozialer Medien auf eine Radikalisierung der Öffentlichen Meinung als weniger stark einschätzen, als bisher oft angenommen. Für mich waren diese Erkenntnisse durchaus überraschend, sie hier näher auszuführen, würde jedoch weit führen. Nur so viel: Das Verhältnis ist komplex und ich werde mich wohl noch länger und ausführlicher mit diesem Thema beschäftigen.  
 
Neben diesen strategischen Themen standen aber auch ganz praktische Inputs auf dem Programm. So konnte ich Workshops zur Wissenschaftskommunikation auf Wikipedia oder zum Einsatz von digitalem Marketing zur Studienbewerbung besuchen und mich mit Kolleg:innen zur Entwicklung der Social-Media-Landschaft oder zum Einfluss von KI auf unsere Arbeit austauschen.
 
September: Jahrestagung Bundesverband Hochschulkommunikation, Magdeburg 
 
„Wissenschaft, Kommunikation, Politik: Wie neutral dürfen wir noch sein?“ lautete das Überthema der „hkom“, die dieses Jahr an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg stattfand. Es handelt sich dabei um die größte Konferenz der institutionellen Wissenschaftskommunikation im deutschsprachigen Raum, mehr als 500 Kolleg:innen von 170 Hochschulen nahmen heuer teil. Dementsprechend intensiv und lehrreich ist auch diese Konferenz, die einen Fixpunkt in unserem Kalender darstellt.  
 
Zusätzlich zum vorab bekannten Tagungsprogramm bestand in diesem Jahr die Möglichkeit, Themen vor Ort einzubringen. Dafür wurde das Format des Barcamps gewählt. Diese Gelegenheit nutzte ich dazu, um einen Aspekt aus dem Bereich Social Media einzubringen, der uns – und wie sich zeigte auch viele andere – seit einigen Monaten besonders beschäftigt, nämlich die Entwicklung der kommerziellen Dienste X (vormals Twitter) oder Bluesky sowie die Potenziale des nicht-kommerziellen Fediverse, und hier aktuell in erster Linie Mastodon. Ich habe unseren Zugang dazu in diesem Newsletter schon geschildert. In der gemeinsamen Barcamp-Session dazu war sehr erfreulich zu sehen, dass einige andere Hochschulen in Deutschland auf Mastodon bereits aktiv sind, oder planen es zu werden. Deutlich wurde aber auch, dass dieser Weg gerade auch im institutionellen Bereich aus verschiedensten Gründen mit Herausforderungen verbunden ist. Der Wunsch nach Vernetzung zum Thema Fediverse und Co. war jedenfalls groß – in wenigen Tagen treffen wir uns daher schon wieder online, ich freu mich schon.
Neben den hier genannten, wurden bei allen diesen Gelegenheiten des Austausches und der Vernetzung noch viele, viele andere interessante und auch für uns relevante Themen behandelt, aber das würde nun wirklich zu weit führen. Wir freuen uns, wenn Sie tatsächlich bis zu dieser Stelle gelesen haben und versprechen: Die künftigen Ausgaben werden wieder kürzer sein.
Wir wünschen ein schönes Wochenende, 
 
Melanie Bartos und Lisa Marchl  
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck
HÖREN: Geschlechtergerechte Sprache
Wie hängen Sprache, Geschlecht und Medizin zusammen? Diese Frage versucht Karoline Irschara durch die Analyse hunderttausender medizinischer Befunde zu beantworten. Die Expertin auf dem Gebiet der Genderlinguistik liefert mit ihrer Arbeit Einblicke in den sprachwissenschaftlichen Hintergrund einer häufig emotional geführten Debatte rund um die Anwendung geschlechtergerechter Sprache im Deutschen. In unserem Podcast Zeit für Wissenschaft erzählt die Wissenschaftlerin von ihrer Forschung mit Millionen von Datensätzen und die Herausforderungen in der Sensibilisierung für ein emotional behaftetes Thema. Außerdem gibt Irschara Tipps für geschlechtergerechte Sprache im Alltag – und einem sachlichen Umgang mit sprachlichem Wandel.
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