Was lange währt, wird endlich gut
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WissenAmFreitag #107 – 11/10/2024 | | | | | |
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So sieht der Entwurf für den Eingangsbereich des neuen Hauses der Physik aus. (Visualisierung: mohr niklas architekten)
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Hallo,
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am Campus Technik im Westen von Innsbruck fahren demnächst die Bagger auf. Nach jahrelangem Warten entsteht dort das neue Haus der Physik. Es wird die drückende Raumnot am Campus beheben und Wissenschaftler:innen und Studierenden der Physik ein modernes Lern- und Arbeitsumfeld bieten.
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Bereits 2007 hing über dem Schreibtisch von Quantencomputer-Pionier Rainer Blatt eine Fotomontage vom Haus der Physik. Unter dem damaligen Rektor Manfried Gantner war ein Finanzierungskonzept für den Neubau erarbeitet und eine Planskizze gezeichnet worden. Dann kam die Finanzkrise und das Milliarden-Debakel um die Kärntner Hypo-Bank riss ein großes Loch in den Steuersäckel. Plötzlich fehlte das Geld für das Innsbrucker Projekt. 2009 gab der Bund dennoch grünes Licht für den Bau. Doch auch dieses Zeitfenster schloss sich, ohne dass die Bagger auffuhren, wieder. Das Land Tirol konnte die notwendige Zusatzfinanzierung nicht bereitstellen. Die Tiroler Tageszeitung titelte damals: „Physiker-Elite fühlt sich von der Politik gepflanzt“, Rainer Blatt wird zitiert: „Es ist zum Haareraufen“. Er und seine Kollegen überlegten, ins Ausland zu gehen. Lukrative Angebote dafür hatten sie. | | | |
Auch der ehemalige Rektor Karlheinz Töchterle brachte das Projekt in seiner Zeit als Wissenschaftsminister in Wien nicht wieder auf Schiene. Rainer Blatt versuchte es in der Zwischenzeit mit privaten Finanziers. In einer Public-private-Partnership sollte das Projekt steuergeldschonend begonnen werden, was letztlich aber auch nicht zustande kam. Dann stellte das Land Tirol ohne Vorbedingungen 3 Millionen Euro für die Planung des Neubaus zur Verfügung, um erneut Bewegung in die Sache zu bringen. Es dauerte schließlich bis 2019, bis der damalige Finanzminister Gernot Blümel die Finanzierungszusage für den Neubau gab und mit der Planung begonnen werden konnte. Aus einem internationalen Architekturwettbewerb ging 2022 das Wiener Büro mohr niklas architekten als Sieger hervor. Nach der Detailplanung und Ausschreibung der Gewerke wird dieser Entwurf nun umgesetzt. Bauherr ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die das Gebäude der Universität später vermieten wird. Am Campus Technik entsteht ein klimafreundlicher Neubau für rund 850 Studierende und 500 Mitarbeiter:innen. Energieeffizienz wird über eine kompakte Bauweise, Photovoltaik-Anlagen und Wärmerückgewinnung erreicht. Angestrebt ist eine Zertifizierung mit Klimaaktiv Gold, dem höchsten Gebäudestandard für nachhaltiges Bauen. | | | |
Die Bauarbeiten werden den Campus Technik in den nächsten vier Jahren prägen. Ein langer Bauzaun wird die Baugrube vom Rest des Campus trennen. Baulärm und Erschütterungen werden zu Beeinträchtigungen führen: Empfindliche Messgeräte müssen geschützt, Messzeiten verschoben und Arbeitsplätze verlegt werden. Das verlangt einiges an Verständnis von den Betroffenen. Doch 2028 wird all das vorbei und der Campus Richtung Süden deutlich größer sein. Über 20 Jahre werden dann vergangenen sein, seit das erste Konzept für das Haus der Physik gemacht worden war. Einer, der das Projekt über die Jahre unermüdlich vorangetrieben hat, wird nicht in das neue Gebäude einziehen. Rainer Blatt wurde 2021 emeritiert und hat seine Experimente an seine Nachfolger:innen abgegeben. Freuen wird es ihn trotzdem, hat er doch immer gesagt: „Ich mache das alles nicht für mich, sondern für die Innsbrucker Physik.“
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Ein schönes Wochenende,
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Christian Flatz
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Kommunikationsteam der Universität Innsbruck | | | |
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ZUHÖREN: Bildung als Beruf – Eine Bilanz | | | |
Bildungssysteme kennen und verstehen zu wollen, gehörte zu einem Kern der beruflichen Tätigkeit von Helmut Fend (*1940): Der bekannte österreichische Erziehungswissenschaftler, Lehrer und Buchautor stellt in einem öffentlichen Vortrag anlässlich seiner Ernennung zum Ehrendoktor der Universität Innsbruck seine Erkenntnisse zu Bildungsrealitäten und Bildungssystemen sowie Gestaltungsmöglichkeiten und -ziele vor. | | | |
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