Kaffeegeld fürs Wahljahr 2024 ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
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WissenAmFreitag #89 – 16/02/2024
 
Guten Tag! 
 
Ich plädiere für die Einführung eines Phrasenschweins – also einer Geldbüchse, wie wir sie als Kinder jedes Jahr am Weltspartag pflichtschuldig zur Bank getragen haben, gern in Form eines Schweins, sonst macht der Name ja wenig Sinn, und konkret hätte ich gern, dass alle, die das Wort „Superwahljahr“ verwenden, einen Euro in dieses Phrasenschwein werfen müssen. Vielleicht geht sich am Ende des Superwahljahrs ja eine Tasse Kaffee für uns alle aus, zum Beispiel in der Uni-Lounge im neuen Ágnes-Heller-Haus, dort schmeckt er nämlich vorzüglich.
Das Superwahljahr also. Dieser inflationär gebrauchte Begriff hat ja durchaus Berechtigung: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist 2024 zu den Urnen gerufen. Erst diese Woche hat Indonesien einen neuen Präsidenten gewählt, kurz davor Finnland, kurz davor wiederum, am 8. Februar, waren in Pakistan Parlamentswahlen und gefühlt wird dieses Jahr jede Woche irgendwo gewählt. Für den Österreich-Auftakt ins Superwahljahr ist das Bundesland Salzburg zuständig, dort werden am 10. März die Bürgermeister:innen und Gemeinderät:innen gewählt. Außerdem läuft in den meisten Bundesländern noch bis April die AK-Wahl, in Vorarlberg, Tirol und Salzburg ist sie schon vorbei.  
 
Die Innsbrucker:innen dürfen am 14. April in die Wahllokale, sie wählen den Gemeinderat und den oder die neue:n Bürgermeister:in: Insgesamt 13 Listen haben ihr Antreten angekündigt – einige davon sammeln noch Unterstützungserklärungen und haben dafür bis 15. März Zeit – und ein Großteil davon geht auch mit eigenen Kandidat:innen für die Wahl zum Stadtoberhaupt ins Rennen. Die etwas unübersichtliche politische Lage in Innsbruck, Änderungen im Wahlrecht, die dieses Jahr erstmals schlagend werden und wer nun genau plant, in Innsbruck anzutreten, hat Politikwissenschaftlerin Lore Hayek in einer dreiteiligen Reihe im Podcast des Instituts für Politikwissenschaft, „PolitikWissen“, leicht verständlich erklärt und auch in der Sendung „Tirol Live“ der Tiroler Tageszeitung erläutert.
Im Juni wählen dann alle Bürger:innen der Europäischen Union ein neues Parlament. Indirekt kommt dadurch auch das Personalkarussell für die Spitzenpositionen in der EU-Kommission und im Europäischen Rat in Gang. Die Expertise der hiesigen Forscher:innen ist auch hier gefragt: Im Mai bieten Thomas Walli und Günther Pallaver vom Institut für Politikwissenschaft einen Online-Crashkurs in Sachen EU an der Volkshochschule Südtirol an und auch EU-Experte Andreas Maurer wird bis dahin wohl noch in mehreren Interviews Rede und Antwort stehen – zuletzt etwa Mitte Jänner in der ZIB 3 im ORF (das Gespräch ist leider nicht mehr online verfügbar). 
 
Noch vor der EU „wählt“ Russland Wladimir Putin erneut zum Präsidenten. Russland-Experte Gerhard Mangott dazu im „Standard“: „Es wird jedenfalls keine faire und freie Wahl sein, Putin will eine Art Krönung. Sein Pressesprecher hat davon gesprochen, dass es bis zu 90 Prozent Unterstützung werden könnten. 2018 waren es noch knapp 77 Prozent. Man bemüht sich natürlich schon fleißig, das Kandidatenfeld auszusieben.“ In seinem Ende Jänner erschienenen neuen Buch „Russland, Ukraine und die Zukunft“ bietet Mangott Hintergründe zu Russlands Krieg in der Ukraine. Das Buch stellt der Autor am 7. März auch an der Universität vor.
Im Superwahljahr nicht als letztes, aber weiter hinten im Kalender steht eine Wahl an, die jetzt schon ihre Schatten voraus wirft: Donald Trump gegen Joe Biden lautet das voraussichtliche Duell um die Präsidentschaft der USA. Dabei treffen „zwei vollkommen unterschiedliche Weltbilder, zwei vollkommen unterschiedliche Teile der amerikanischen Nation“ aufeinander, wie Franz Eder kürzlich in der Call-in-Sendung „Hallo Tirol“ des ORF ausgeführt hat – dort erläutert der Politikwissenschaftler und Außenpolitik-Experte das Wahlsystem der USA und beantwortet Fragen von Hörer:innen.  
 
Und auch Österreich wählt einen neuen Nationalrat, voraussichtlich im Herbst, und auch dazu wird es noch einiges zu berichten geben. Ich gehe inzwischen aber das Phrasenschwein füttern: Fünf Mal Superwahljahr – jetzt sechs –, wenn ich mich nicht verzählt habe. Da gehen sich auch zwei Tassen Kaffee aus.
 
Ein schönes Wochenende,  
Stefan Hohenwarter  
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck
LESEN: Galaxienhaufen auf die Waage gestellt 
 
Von irdischen Wahlen ins All: Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik haben diese Woche die kosmologischen Ergebnisse der ersten Röntgen-Himmelsdurchmusterung des Weltraumteleskops eRosita veröffentlicht. An den Berechnungen war auch die Arbeitsgruppe für Extragalaktische Astrophysik der Universität Innsbruck maßgeblich beteiligt. Ihre Ergebnisse ermöglichen neue Erkenntnisse über dunkle Energie, die Beschaffenheit des Universums und bestätigen eine verworfene Hypothese Albert Einsteins. Lesen Sie mehr.
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