Wer diesmal die Fußball-EM gewinnt ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
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WissenAmFreitag #102 – 14/06/2024
Foto: Pixabay/Pexels 
 
Wer diesmal die Fußball-EM gewinnt 
 
Guten Tag! 
 
„Déjà vu“ kommt aus dem Französischen und heißt wörtlich „schon gesehen“, aber das wussten Sie wahrscheinlich schon. Ich schicke diese kleine Sprachlektion voraus, weil Sie vermutlich bald ein Déjà-vu-Gefühl beschleicht, zumindest jene, die diesen Newsletter schon seit zumindest dem Herbst 2022 abonniert haben: Damals habe ich nämlich über die Fußball-Weltmeisterschaft geschrieben, und diesmal geht es um die heute beginnende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. 
 
Es ist nämlich so, und Menschen mit gutem Gedächtnis können diesen und die nächsten beiden Absätze auch überspringen: Unser Statistik-Professor Achim Zeileis berechnet seit 2008 mit statistischen Methoden auf Basis von Buchmacherquoten den wahrscheinlichsten Ausgang des jeweiligen Fußballturniers, also von Welt- oder Europameisterschaften, anfangs auch noch gemeinsam mit Kollegen von der WU Wien. Zu jeder dieser Prognosen bereiten wir eine Pressemitteilung vor, die von Medien weltweit meist auch sehr prominent aufgegriffen wird. Bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika, wir haben alle noch die Vuvuzelas im Ohr, war der amtierende Europameister Spanien als Weltmeister prognostiziert – und diese Prognose hat auch gehalten, genauso wie Spaniens Titelverteidigung bei der EURO 2012, die das Statistik-Modell ebenso vorhergesagt hat.  
 
Bei der WM 2014 sahen die Buchmacher und Zeileis‘ statistisches Modell dann Brasilien vorne, gereicht hat es am Ende „nur“ für Platz 4. Das zeigt ein wichtiges Detail, das wir in der Medienarbeit dazu stets betonen: Zeileis berechnet Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten, und wenn Brasilien 2014 eine Siegwahrscheinlichkeit von 22,5 Prozent hatte, lag die Wahrscheinlichkeit, dass Brasilien es eben nicht wird, immer noch bei 77,5 Prozent. Wie das Modell grundsätzlich funktioniert, hat Achim Zeileis in einem Video erklärt, das wir anlässlich der EM 2016 gedreht haben.
Seit einiger Zeit kooperiert Achim Zeileis mit Kolleg:innen aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und Norwegen, in teils wechselnder Zusammensetzung – zuletzt bei der WM 2022. Das Buchmachermodell, das er selbst von Turnier zu Turnier nachgeschärft und neu trainiert hat, wird hier durch weitere Datenquellen ergänzt: Ein statistisches Modell für die Spielstärke jedes Teams auf Basis aller Länderspiele der vergangenen acht Jahre, weitere Informationen über die Teams, zum Beispiel der Marktwert der Spieler, Daten über ihre Herkunftsländer, etwa die Bevölkerungszahl, außerdem detaillierte Ratings der einzelnen Spieler und deren individueller Performance sowohl in ihren Stammvereinen als auch Nationalmannschaften. Über diese Quellen läuft schließlich noch ein Machine-Learning-Modell, das alle Modelle zusammenführt und sie schrittweise optimiert. Auch hier zeigt sich: Prognose ist nicht gleich Turnier, das überraschende Erfolgsteam von Kroatien hat den statistischen Favoriten Brasilien 2022 im Viertelfinale nach Elfmeterschießen aus dem Turnier geworfen. Weltmeister wurde Argentinien, laut Statistik immerhin zweitstärkstes Team. 
 
Jedenfalls, und hier endet das Recap vom letzten Mal (willkommen zurück all jenen, die hier wieder einsteigen!): Anfang dieser Woche haben wir die Prognose für die diesjährige EURO veröffentlicht. Diesmal spuckt das Modell keinen haushohen Favoriten aus, die größten Chancen auf einen Turniersieg darf sich Frankreich mit einer Wahrscheinlichkeit von 19,2 Prozent ausrechnen, gefolgt von England (16,7 Prozent), Deutschland (13,7 Prozent), Spanien (11,4 Prozent) und Portugal (10,8 Prozent). Österreich ist diesmal mit dem Favoriten Frankreich und den ebenfalls starken Niederlanden und gemeinsam mit Polen in einer eher schwierigen Gruppe gelandet, die Statistik weist für Österreich aber dennoch eine 53,4-prozentige Wahrscheinlichkeit aus, die Vorrunde zu überstehen.
Seit 2014 mache ich nun schon die Medienarbeit für Zeileis‘ Fußball-Prognosen – die Ironie dahinter, dass ausgerechnet ein ausgewiesener Fußball-Laie diese Arbeit übernimmt, habe ich vor zwei Jahren hier schon erläutert und nach nunmehr zehn Jahren ist das Laientum auch nicht mehr ganz so ausgeprägt wie zu Beginn. Das mediale Feedback war bisher stets groß, Anrufe aus Übersee kriegen wir nicht auf jede Medienmitteilung. Das breite Echo macht natürlich Freude, bei mir und auch hier im Team. Aber, und auch das ist wichtig: Das alles ist nicht nur Spielerei. Die statistischen Modelle, die für die Fußball-Prognosen zum Einsatz kommen und die die Expert:innen von Turnier zu Turnier weiter nachschärfen, können in Zukunft zum Beispiel auch für exaktere Wettervorhersagen sorgen.
In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen eine spannende (und dennoch entspannte) EURO 2024 und ein schönes Wochenende! 
 
Stefan Hohenwarter 
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck
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