Von Altgriechisch bis Neulatein ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌
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WissenAmFreitag #87 – 02/02/2024
 
Hallo, 
 
in meiner doch schon langen Zeit an der Uni Innsbruck hat sich ein Forschungsbereich enorm erfolgreich entwickelt, der sonst gerne als Orchideenfach abgetan wird. Unter dem ehemaligen Rektor und Wissenschaftsminister a.D., Karlheinz Töchterle, beschäftigte sich ein wachsendes Team von Forscher:innen mit der Verwendung der lateinischen und altgriechischen Sprachen in der Neuzeit. Bereits seit 1999 gibt es die von Töchterle und seinem Schüler Martin Korenjak initiierte Tagungsreihe PONTES, die sich der Rezeption der klassischen Antike widmet. 2011 wurde dann in Innsbruck ein eigenes, mit der Universität verbundenes Forschungsinstitut, das Ludwig-Boltzmann-Institut für Neulateinische Studien, gegründet, dessen Förderung heuer nach zwölf Jahren ausläuft.
Ein viel beachtetes Ergebnis dieser Entwicklung war die Publikation einer Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Tyrolis Latina, im Jahr 2012. Diese ist heute auch online zugänglich und stellt die erste detaillierte Erfassung der neulateinischen Literatur in einer europäischen Region dar. Der schon erwähnte Martin Korenjak, einer der Mitherausgeber von Tyrolis Latina, wurde 2017 mit dem höchsten europäischen Wissenschaftspreis, dem ERC Advanced Grant, ausgezeichnet. In dem aus den Mitteln des Preises finanzierten, fünfjährigen Projekt hat er gemeinsam mit seinem Team wissenschaftliche Texte in lateinischer Sprache aus der frühen Neuzeit systematisch erfasst und untersucht und die lingua franca der frühen Wissenschaftsgeschichte umfassend beleuchtet. Erst vergangene Woche wurde sein Mitarbeiter Dominik Johannes Berrens für die Habilitation, in der er sich mit der Benennungspraxis neuentdeckter Dinge und Konzepte in der Frühen Neuzeit befasste, mit dem Forschungspreis der Stiftung Südtiroler Sparkasse ausgezeichnet. Berrens zeigte, dass die moderne naturwissenschaftliche Terminologie nicht nur nach rationalen Kriterien geprägt wurde, sondern auch Zufall, einzelne Gelehrte sowie Sprachästhetik ihre Herausbildung beeinflussten.
Im Mittelpunkt eines aktuellen Projekts am Institut steht die Entdeckung von neun Bänden eines privaten, in Altgriechisch verfassten Tagebuchs im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Für die detaillierte Aufarbeitung dieses wissenschaftlichen Schatzes erhielt William Barton 2022 den START-Preis, die höchste Förderung für Nachwuchswissenschaftler:innen in Österreich. Der Autor des Tagebuchs, der Hellenist Karl Benedikt Hase (1780-1864), gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten des Griechentums in französischen wissenschaftlichen Kreisen seiner Zeit. Fachleute für spätantike und byzantinische Geschichte und Literatur würdigen den herausragenden Wert seiner Arbeit als Herausgeber und Kommentator. Sie haben ihn jedoch auch als Urheber einer Reihe von Fälschungen von Dokumenten der byzantinischen Geschichte identifiziert, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts für Diskussionen sorgen. Eine spannende Wissenschaftsgeschichte, die mein Kollege Udo Haefeker in einem neuen Video aufgearbeitet hat.
 
Ein schönes Wochenende wünscht  
Christian Flatz 
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck
HÖREN: Wirtschaftsweise zu Gast 
 
Es ist zwar noch einen Monat hin, aber diesen Termin kann man sich jetzt schon notieren: Am 1. März 2024 ist die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, Monika Schnitzer, an der Universität Innsbruck zu Gast. Im Rahmen der econ.stat.lecture an der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik spricht sie anhand von historischen Beispielen und mit Blick auf die Tech-Giganten der Gegenwart über die Wirksamkeit von kartellrechtlichen Regulierungen.  
 
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