Der erste Weltgletscherschutztag
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WissenAmFreitag #118 – 21/03/2025 | | | | | |
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Am heutigen 21. März wird erstmals als Welttag der Gletscher begangen. (Credit: Stephan Galos)
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Liebe Leserinnen und Leser,
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die Vereinten Nationen haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher (International Year of Glaciers' Preservation) erklärt. Ein besonderes Datum in diesem Zusammenhang ist der heutige 21. März, der erstmals als Welttag der Gletscher begangen wird. Die Initiative soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Gletscher verbessern und auf die Folgen ihres Rückgangs aufmerksam machen. Ihr Schwinden hat gravierende Folgen für Ökosysteme und die Wasserversorgung vieler Regionen. Besonders betroffen sind die Alpen, der Himalaya und die Anden.
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Aktuelle Daten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigen, dass die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2024 um 1,55 °C über dem vorindustriellen Niveau lag – ein neuer Rekord. Dieser Temperaturanstieg führt zu einem beschleunigten Gletscherschwund: In den vergangenen drei Jahren verloren Gletscher weltweit so viel Masse wie nie zuvor seit Beginn der Messungen in den 1970er-Jahren. Gletscher sind essenzielle Wasserspeicher und versorgen weltweit über zwei Milliarden Menschen mit Trinkwasser, insbesondere in Gebirgsregionen wie dem Himalaya und den Anden. Ihr Rückgang bedroht diese lebenswichtige Ressource, da Schmelzwasserquellen versiegen und Wasserknappheit in trockenen Monaten zunimmt. | | | |
Soweit die wenig ermutigenden Nachrichten. Leider sind die „guten“ Nachrichten insbesondere im Kontext der Gletscher sehr rar, da sehr viele von ihnen in den nächsten Jahrzehnten verschwinden werden, selbst wenn wir heute alle Emissionen einstellen würden. Zu viel wurde schon angestoßen. Daher ist zumindest Verlangsamen das Gebot der Stunde, denn: Jedes Zehntelgrad zählt. | | | |
Sensibilisieren
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Die Universität Innsbruck mit ihrer langen Tradition in der Gletscherforschung beteiligt sich mit mehreren Aktivitäten am Jahr des Gletscherschutzes.
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Ein Großteil der Alpengletscher wird in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr vorhanden sein – Klimamodelle prognostizieren, dass bei einer globalen Erwärmung von 2,7°C bis 2100 mehr als 95 Prozent der heutigen Gletscher im Alpenraum schmelzen werden, viele davon schon deutlich früher. Doch eine geringere Erwärmung kann diesen Prozess verlangsamen, Wasserspeicher in Gebirgsregionen länger erhalten. Eine Begrenzung auf 1,5°C statt 2,7°C könnte über 100 Gletscher in den Alpen retten.
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Um die Auswirkungen der Erderwärmung sichtbar zu machen, stellt das Projekt Goodbye Glaciers!? europaweit Wegweiser auf, die das voraussichtliche Verschwinden einzelner Gletscher unter aktuellen Klimaszenarien markieren. Die Initiative wird von einem interdisziplinären Team der Universität Innsbruck umgesetzt. Ein QR-Code an den Wegweisern führt zu digitalen Visualisierungen, die die möglichen Entwicklungen der Gletscher bei unterschiedlichen Erwärmungsszenarien zeigen. Ziel des Projekts ist es, das Bewusstsein für den fortschreitenden Gletscherrückgang zu schärfen und die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen zu verdeutlichen. Der erste Wegweiser wurde kürzlich am Campus Innrain enthüllt. | | | |
Schützen
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Federführend beteiligt sind Forscher:innen der Uni Innsbruck auch an dem ebenfalls diese Woche offiziell präsentierten Glacier Stewardship Program. Dabei handelt es sich um ein internationales Projekt zur Erhaltung bestehender Gletscher, Minderung der ökologischen und wirtschaftlichen Folgen ihres Abschmelzens und Bewahrung der mikrobiellen Vielfalt.
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Initiiert von der Ökologin Birgit Sattler in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der EPF Lausanne, umfasst das Programm über 20 Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit. Im Rahmen des Programms werden Strategien entwickelt, um die Gletscherschmelze lokal zu verlangsamen, gletscherbedingte Gefahren zu mindern und die im Eis enthaltene mikrobielle Artenvielfalt zu sichern. Das umfasst zum Beispiel Technologien zur Verlangsamung der Gletscherschmelze durch erhöhte Eisreflexion und Schneeakkumulation, ein globales Frühwarnsystem für Gletschergefahren mit KI-gestützter Überwachung und Satellitentechnologien sowie eine Mikrobiom-Biobank in der Schweiz zur Sicherung und Erforschung von Gletschermikroorganismen. | | | |
Das Gletscherschutzjahr 2025 soll also vor allem Bewusstsein schaffen und Handlungsperspektiven aufzeigen. Die Forschung alarmiert seit vielen Jahren, doch entscheidend ist die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene – sowie der Schutz der noch bestehenden Gletscher und ihrer Lebensräume. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Jahr nicht nur als Blick auf den Verlust dient, sondern auch als Impuls für Strategien dagegen. | | | |
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LESEN: Ein ebenfalls über weite Strecken eher herausforderndes Feld ist schon seit geraumer Zeit die Entwicklung der Online-Kommunikation im Kontext der großen Tech-Plattformen. Welche Handlungsoptionen es hier gäbe, ist in einem aktuellen Beitrag auf netzpolitik.org zu lesen. | | | |
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