Die „herrliche Bergheimat“ erhalten
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WissenAmFreitag #114 – 06/12/2024 | | | | | |
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Foto: Screenshot
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Hallo,
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für mich als verspäteten Boomer hat Naturschutz in den 1970er- und 1980er-Jahren begonnen. Zweihundert Jahre nach dem Beginn der Industriellen Revolution war die Naturzerstörung in meiner Jugend allgegenwärtig und Umweltschutz wurde zum tagespolitischen Thema. Saurer Regen, das Nein der österreichischen Bevölkerung zum Atomkraftwerk Zwentendorf, die Besetzung der Hainburger Au heute vor 40 Jahren und der Einzug der grünen Parteien in die Parlamente dominierten die Schlagzeilen.
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Die Notwendigkeit, noch weitgehend unberührte Natur unter Schutz zu stellen, wurde freilich schon viel früher erkannt. Bereits 1872 gründeten die USA mit dem Yellowstone National Park den weltweit ersten Nationalpark. Vor Beginn des Ersten Weltkriegs entstand nahe der Grenze zu Tirol der erste und bis heute einzige Schweizerischer Nationalpark. Und kommende Woche feiert das erste Tiroler Naturschutzgesetz seinen 100. Geburtstag. Am 10. Dezember 1924 wurde ein Gesetz zum Schutz der Natur erlassen, das den Schutz der Naturdenkmäler, des Landschaftsbildes, der Tier- und Pflanzenarten sowie die Schaffung von Banngebieten regelte. Wie es zu diesem Gesetz kam und welche Wirkung es entfaltete, haben Studierende des Masterstudiums Geschichte der Universität Innsbruck untersucht. Gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Sozialhistoriker Patrik Kupper präsentieren sie ihre Ergebnisse rechtzeitig zum Jubiläum in dem neuen Blog Naturschutzgeschichte(n). | | | |
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Es sei wohl die Pflicht „jedes seine herrliche Bergheimat liebenden Tirolers für die Erhaltung der Naturschönheit und der Eigenart seines Landes umso mehr einzutreten“, zitiert Lukas Rieder aus den Amtsakten von damals. Er schildert in seinem Beitrag die Entstehungsgeschichte des Tiroler Gesetzes von 1924. Und er legt dar, wer sich für den Naturschutz einbrachte und welche gegenläufigen Interessen es zu berücksichtigen galt. Patrick Kupper blickt auf die Anfänge des amtlichen Naturschutzes in der Habsburgerzeit zurück und deckt Kontinuitäten bis in die 1920er-Jahre auf. Jasmin Brunner beschäftigt sich mit der Bergwacht, die in Tirol 1927 und damit österreichweit erstmalig gesetzlich verankert wurde. Die neue Organisation sollte nach bayerischem Vorbild dem Naturschutz in den Bergen Nachdruck verleihen. Nadia Winkler schließlich widmet sich dem 1928 zum Naturschutzgebiet erklärten Karwendel, das mit seiner Ausdehnung von über 500 km2 weitum einmalig war. Dass die erlassenen Regelungen Wirkung zeigten, belegen schon bald ausbrechende Kontroversen und Konflikte. | | | |
Diese Entwicklungen mitverfolgen können Sie im Blog Naturschutzgeschichte(n), wo in den kommenden Wochen und Monaten in unregelmäßigen Abständen weitere Geschichten zum Naturschutz in Tirol erzählt werden. | | | |
Viel Spaß bei der Lektüre und ein schönes Wochenende,
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Christian Flatz,
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Kommunikationsteam der Universität Innsbruck | | | |
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VERANSTALTUNGEN
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ZUHÖREN: Im Tiroler Landesarchiv präsentiert der Historiker Robert Rebitsch am Dienstag, 10. Dezember 2024 sein neues Buch "Rebellion 1525. Michael Gaismair und der Aufstand der Tiroler Bauern". Darin wirft er einen Blick auf die politischen, rechtlichen und sozioökonomischen Hintergründe, die zur Rebellion des gemeinen Mannes führten, während sich das Habsburgerreich und damit auch Tirol in einem erbitterten Machtkampf mit Frankreich befand. Die Rolle von Michael Gaismair und anderen zentralen Persönlichkeiten des Aufstands, ebenso die entscheidenden Ereignisse in der Grafschaft Tirol sowie speziell den Fürstbistümern Brixen und Trient werden von Rebitsch erläutert.
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